Tagesmutter werden: So gelingt die Ausbildung zur Tagesmutter
Der Job als Tagesmutter und -vater kann ganz schön turbulent sein: Kinder betreuen, erziehen und einen actionreichen Alltag erleben – wer daran Freude hat, findet womöglich mit einer Ausbildung zur Tagesmutter seine Erfüllung. Doch worauf solltest Du dabei eigentlich achten – und kann jeder Tagesmutter werden? Hier erfährst Du alles, was Du über Deine Karriere als Tages-Mami und -Papi wissen solltest.
Inhaltsverzeichnis
- Daten und Fakten zum Job
- Voraussetzungen
- Welche Räumlichkeiten brauche ich?
- Ausbildung und Qualifikationen
- Wo kann ich eine Tagesmutter-Ausbildung absolvieren?
- Ausbildung beim Jugendamt oder einer anderen Institution
- Was kostet die Ausbildung zur Tagesmutter?
- Wie viel verdiene ich als Tagesmutter?
- Rechtliches: Betreuungsvertrag und Co.
- Wie finde ich als neue Tagesmutter eine Kindergruppe?
- Fazit: Tagespflege-Ausbildung – Traumjob mit Perspektive
Daten und Fakten zum Job als Teilzeit-Mami und -Papi
Eltern haben seit August 2013 ein gesetzliches Recht auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab einem Jahr. Das gilt unabhängig davon, ob die Eltern berufstätig sind oder nicht. Zugleich kehren immer mehr Eltern nach dem Mutterschutz an ihren Arbeitsplatz zurück und sind auf diesen Anspruch angewiesen. Kita- und Krippenplätze sind jedoch in vielen Gebieten rar. Hier kommen Tagesmütter ins Spiel: Sie schließen die Betreuungslücke. Dabei zahlen Eltern für die Betreuung bei der Tagespflege nicht mehr als für einen Kitaplatz: Der entsprechende staatliche Zuschuss ist bei beiden Varianten einkommensabhängig. Gut zu wissen: Da die Tagespflege oftmals teurer als ein Kitaplatz ist, hast Du die Möglichkeit, gegen den Kosten-Unterschied rechtlich vorzugehen.
Der Job als Tagesmutter im Überblick: Diese Voraussetzungen solltest Du erfüllen
Tagesmutter ist eine Aufgabe mit einer großen Verantwortung – schließlich betreust Du das Wichtigste, das Eltern haben und beeinflusst nicht zuletzt die Erziehung. Vertrauen ist deshalb bei der Auswahl der Tagesmutter das A und O. Damit die Eltern Dir dieses schenken, ist eine fundierte Ausbildung unverzichtbar. Und nicht nur die: Auch Freude am Umgang mit Kindern, Organisationstalent und Durchsetzungsvermögen sollten zu Deinen Skills gehören.
Als Tagesmutter betreust Du Kleingruppen von maximal fünf Kindern, erlebst den Alltag mit ihnen, kochst, spielst, begleitest sie auf den Spielplatz, organisierst die Freizeitgestaltung und trägst einen wichtigen Teil zu ihrer Entwicklung bei. Durch die Konzentration auf eine überschaubare Gruppe ist eine persönliche und individuelle Pflege gesichert. Bonus: Du kannst flexibler auf Termine der Eltern eingehen.
Welche Räumlichkeiten brauche ich?
Weil Du die Kids in der Regel in Deiner Wohnung betreust, sind die räumlichen Gegebenheiten ein wichtiger Faktor für die Entscheidung, als Tagesmutter zu arbeiten. Laut Gesetz müssen diese „geeignet“ sein. Das ist der Fall, wenn
- sie ausreichend Platz für die Kindergruppe bieten,
- unfallsicher sind,
- optimale hygienische Verhältnisse herrschen,
- ausreichend Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten gegeben sind,
- ein Wickeltisch für Kinder unter drei vorhanden ist,
- ein Garten oder Spielplatz in unmittelbarer Nähe ist und
Tipp: Erfahre in unserem Ratgeber, wie Du Dein Zuhause sicher für Kinder gestaltest.
Darüber hinaus solltest Du entwicklungsfördernde Spiele und Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten – schließlich gehört die Erziehung zu Deinen Hauptaufgaben. Es kann auch nicht schade, einen Führerschein zu besitzen. Zum einen ist er praktisch, um mit der Gruppe Ausflüge zu unternehmen, zum anderen wichtig für den Notfall.
Ausbildung und Qualifikationen: Das brauchen Tagesmütter
Tagesmutter ist ein Vollzeitjob, der bestimmte Qualifikationen erfordert. Neben den Softskills wie Organisationstalent und Geduld gehört dazu auch eine Tagesmutter-Ausbildung. Nach § 43 Abs. 1 SGB VIII (Sozialgesetzbuch VIII) benötigen Tagesmütter und -väter, die den Job mehr als 15 Stunden in der Woche oder länger als drei Monate ausüben, eine Pflegeerlaubnis. Diese stellt das Jugendamt aus. Wichtig: Für die Betreuung im elterlichen Haushalt oder in einem kürzeren Zeitrahmen ist die Pflegeerlaubnis nicht notwendig. Prinzipiell lässt sich die Pflegeerlaubnis von jedem erwerben, der „für die Kindertagespflege geeignet ist“. § 43 Abs. 2 SGB VIII definiert das näher. Demnach sind das Personen, die sich in ihrer Persönlichkeit, Sachkompetenz und Kooperationsbereitschaft mit Erziehungsberechtigten auszeichnen sowie über geeignete Räume verfügen. Sprich: Ein erzieherischer Hintergrund ist grundsätzlich nicht notwendig, die Tagesmutter-Ausbildung genügt. Allerdings prüft das Jugendamt vor der Erteilung der Pflegeerlaubnis, ob Deine Persönlichkeit zum Job passt und schaut sich auch Deine Betreuungsräume an.
Für die Pflegeerlaubnis brauchst Du außerdem folgende Unterlagen:
- ein erweitertes Führungszeugnis für alle in Deinem Haushalt lebenden Personen
- eine Bescheinigung über einen Erste-Hilfe-Kurs
- eine Haftplicht- und Unfallversicherung (wird in der Regel vom Jugendamt bezahlt)
- unter Umständen ein hausärztliches Attest zur Bestätigung der körperlichen und seelischen Gesundheit (kommunenabhängig)
Liegen alle Unterlagen vor und hast Du den Tagesmutter-Kurs erfolgreich absolviert, steht dem Job üblicherweise nichts entgegen: Du kannst bis zu fünf Kinder im Rahmen der Tagespflege betreuen. Wichtig: Die Erlaubnis gilt immer für fünf Jahre und ist dann zu erneuern.
Wo kann ich eine Tagesmutter-Ausbildung absolvieren?
Die Inhalte der Tagesmutter-Ausbildung regelt die „Qualifizierungs- und Prüfungsordnung für Tagespflegepersonen“. Bevor Du die Prüfung ablegst, absolvierst Du 160 Unterrichtsstunden von je 45 Minuten. Achtung: Fehlstunden werden nur zu maximal 10 Prozent toleriert. Um den Leistungsnachweis und damit quasi die Berufserlaubnis zu erhalten, legst Du eine Prüfung ab, das sogenannte Kolloquium. Das kannst Du allein oder in einer Gruppe von bis zu drei Personen ablegen. Es besteht aus einem mündlichen Fachgespräch von 15 bis 30 Minuten für Einzelpersonen oder 45 bis 60 Minuten in der Gruppe.
Tagesmutter-Ausbildung beim Jugendamt oder einer anderen Institution – was ist besser?
Neben dem Jugendamt bieten in vielen Kommunen und Gemeinden weitere Institutionen die Qualifizierung an. Das können zum Beispiel Tagesmutterverbände oder Volkshochschulen sein. Entscheidend ist stets, dass der Kurs nach der Qualifizierungs- und Prüfungsordnung für Tagespflegepersonen stattfindet. Nur dann bist Du auf der sicheren Seite, dass Deine Tätigkeit anerkannt wird.
Wichtig: Anerkannt bedeutet hier, dass Du laut Sozialgesetzbuch Kindergruppen in Deinem Haushalt betreuen darfst. Der Job der Tagesmutter ist zurzeit (noch) nicht staatlich anerkannt.
Was kostet die Ausbildung zur Tagesmutter?
Eine Qualifizierung zur Tagesmutter erfordert zunächst eine Investition – und die kann sich lohnen. Abhängig davon, bei welchem Träger Du die Pflegeerlaubnis erwirbst, solltest Du mit Kosten von rund 1.000 Euro rechnen. Die musst Du jedoch nicht zwingend selber zahlen. In vielen Fällen beteiligt sich das Jugendamt. Bezieher von Sozialleistungen können einen Antrag auf Übernahme der Kosten durch das Jobcenter beziehungsweise durch die Arbeitsagentur beantragen.
Wie viel verdiene ich als Tagesmutter?
Eltern zahlen unterschiedlich viel für Tagespflegepersonal: Ihre Kosten variieren mit ihrem Einkommen, dem Bundesland, der Kommune, der täglichen Betreuungszeit und ob sie eine Förderung vom Jugendamt erhalten. Du kannst als Tagesmutter oder -vater Deinen Preis grundsätzlich selbst bestimmen. Im Durchschnitt liegt der Stundenlohn pro Kind zwischen 4 und 8 Euro. Der Bundesverband für Kindertagespflege gibt einen idealen Verdienst von 5,50 Euro pro Stunde an. Mit steigender Qualifikation und Erfahrung und abhängig von Deiner Region kannst Du auch mehr verlangen. So sind Stundensätze von bis zu 12 Euro möglich. Für Deine Kalkulation ist gut zu wissen: Du musst Deine Einkünfte versteuern. Das gilt unabhängig davon, wie viele Kinder Du betreust und wer für Deine Kosten aufkommt, die Eltern oder das Jugendamt. In jedem Fall gilt eine steuerfreie Betriebskostenpauschale in Höhe von 300 Euro bei einer Vollzeitbetreuung. Verdienst Du weniger, sind die Einnahmen steuerfrei.
Gut zu wissen: Eine Vollzeitbetreuung findet acht Stunden an fünf Tagen in vier Wochen statt. Für jede Stunde kannst Du einen Betrag in Höhe von 1,87 Euro geltend machen.
Rechtliches: Betreuungsvertrag und Co.
Ein Betreuungsvertrag zwischen Dir als Tagesmutter und den Erziehungsberechtigten ist keine gesetzliche Pflicht. Er empfiehlt sich jedoch für beide Seiten. Selbst wenn das Verhältnis freundschaftlich ist, kann es im Laufe der Zeit zu Konflikten kommen. Der Vertrag sichert Dich sowie die Eltern ab und hilft dabei, Unklarheiten und Streitigkeiten zu vermeiden. Er sollte für jedes Kind abgeschlossen werden, auch wenn Du Geschwister betreust. Im Betreuungsvertrag sind vor allem die Erziehungs- und Betreuungsziele, der Zeitraum und die Örtlichkeiten der Pflege, die Vergütung und Zahlungsmodalitäten sowie Regelungen im Krankheitsfall sowie für Deine Urlaubszeiten zu festzuhalten. Vergiss auch nicht, Versicherungs- und Haftungsfragen, Schweigepflichten und Kündigungsrechte zu dokumentieren.
Wie finde ich als neue Tagesmutter eine Kindergruppe?
Du hast Deine Pflegeerlaubnis frisch in der Tasche und bist voll motiviert, Deine erste Kindergruppe zu betreuen – doch wie findest Du sie (noch) ohne Erfahrung und gutem Ruf? Die erste Anlaufstelle, um „Aufträge“ einzuholen, ist das Jugendamt mit seiner Kartei für verfügbare Tagesmütter. Mit diesem hast Du in der Regel ohnehin bereits für die Erlaubnis und das Vorgespräch Kontakt aufgenommen – und Du profitierst davon, Dich dort in die Kartei aufnehmen zu lassen. Als registriert Tagesmutter kannst Du Zuschüsse zur Renten- und Haftpflichtversicherung beantragen. Darüber hinaus gilt: Werbung ist alles. Mach in einschlägigen Portalen auf Dein Angebot aufmerksam. Bewährt haben sich Kleinanzeigen, Online-Betreuungsportale für Tagesmütter, Anzeigen in Zeitungen und am Schwarzen Brett des örtlichen Supermarkts. Auch private Vermittlungen und Agenturen bringen Eltern und Tagesmütter an einen Tisch. Nachbarschaftshilfegruppen, gemeinnützige und kirchliche Vereine sind weitere erfolgversprechende Anlaufstellen. Bedenke auch: Mundpropaganda ist oftmals die beste Werbung. Sprechen sich Deine Qualitäten als Tagesmutter oder -vater erst einmal herum, steigen Deine Chancen auf Anfragen deutlich.
Fazit: Tagespflege-Ausbildung – Traumjob mit Perspektive
Tagesmutter und -vater kann prinzipiell jede Person werden, die bestimmte Voraussetzungen erfüllt. Die notwendigen Qualifikationen erwirbst Du mit der Ausbildung beziehungsweise der Erteilung der Pflegeerlaubnis. Der Job eröffnet spannende Perspektiven für eine breite Zielgruppe: Möchtest Du nach längerer Auszeit wieder arbeiten und hast bei der Erziehung Deiner eigenen Kinder schon Erfahrung gesammelt? Oder suchst Du eine Alternative für den Job als Erzieher/in? Auch wenn Du einfach Spaß an der Arbeit mit Kindern hast und im Idealfall bereits Erfahrung damit gesammelt hast, kann der Job als Tagesmutter /-vater für Dich eine spannende Wahl sein. Und mehr noch: Als erfahrene Pflegeperson bist Du begehrt und hast die Chance auf lukrative Verdienste in einem Job, der Freude macht.
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