Pferderatgeber
Kaltblüter – perfekte Freizeit-, Western- und Familienpferde
Kaltblüter strahlen Gutmütigkeit, Gelassenheit und Bodenständigkeit aus. Ihr enormes Körpergewicht ruht auf mächtigen Hufen, häufig mit dichtem Fesselbehang. Üppiges Langhaar an Schopf, Mähne und Schweif drückt Gesundheit und Robustheit aus. Kaltblüter wurden für die Arbeit gezüchtet, wo alle genannten Eigenschaften Voraussetzung für eine erfolgreiche Teamarbeit zwischen Pferd und Mensch auf dem Feld, vor dem Wagen und manchmal auch unter dem Sattel war.
Begriffsdefinition Kaltblüter
Der Kaltblüter ist der schwerste Pferdetyp neben den vier anderen Typen Warmblut, Vollblut und Ponytyp. Er zeichnet sich vor allem durch eine hohe Körpermasse, tiefen und leicht nach hinten verlagerten Körperschwerpunkt, eine kräftige Hinterhand und steile Beinstellungen aus. In der Natur waren Kaltblüter im Moorgebiet zu Hause, wo ihnen die muskulöse Hinterhand diente, um die Vorhand aus Mooren wieder herausziehen zu können. Entsprechend werden Kaltblüter vor allem für die Zugarbeit eingesetzt. Aber auch unter dem Sattel machen sie eine gute Figur.
Körperliche Merkmale eines Kaltblüters
Kaltblüter haben einen rechteckigen Körperbau mit kräftigem Rumpf und stämmigen Beinen. Der ebenfalls kräftige Hals und die breite Schulter bilden eine zugfähige Vorhand. Die Beweglichkeit in der Schulter ist aufgrund der steilen Winkelung deutlich eingeschränkt, sodass von Kaltblütern keine große Beinaktion erwartet werden sollte. Auch das Becken ist steil gewinkelt und die Kruppe mit einer kräftigen Muskulatur ausgestattet. Nicht selten ist aufgrund dieser ausgeprägten Hinterhandmuskulatur die Kruppe geteilt, sodass beim Blick von hinten auf die Hinterhand mittig eine Einbuchtung sichtbar ist. Sie kann Schub entwickeln, der für die schwere Zugarbeit benötigt wird. Unachtsamkeit bei der Fohlenaufzucht kann bei Kaltblütern zu einer Fehlstellung der Vorderbeine führen. Weit verbreitet sind nach innen gedrehte Hufe, die zu einer Fehlbelastung im Fesselgelenk und frühzeitigem Verschleiß durch die entstehenden Fliehkräfte führen. Regelmäßige Hufkorrektur insbesondere bei Wachstumsschüben beugt der Entwicklung dieser Fehlstellung in den ersten drei Lebensjahren vor.
Typische Charaktereigenschaften von Kaltblütern
Im Allgemeinen sind Kaltblüter Gelassen, Gutmütig und äußerst Zuverlässig. Bedingt durch ihr hohes Gewicht galoppieren die meisten Kaltblüter nur ungern, den Trab hingegen zeigen sie gerne und ausdauernd. Die enorme Leistungsbereitschaft ist eines der Herausstellungsmerkmale der Kaltblüter, die zu früheren Zeiten täglich schwere Arbeit zu verrichten hatten. Gleichzeitig legen sie trotz ihrer körperlichen Kraft eine Sanftheit und Gutmütigkeit an den Tag, sodass vor allem Anfänger das ruhige Wesen der Kaltblüter zu schätzen wissen. Damit ist das Kaltblut nicht nur ein Arbeitstier, sondern auch ein zuverlässigen Freizeitpartner für gemütliche Ausritte, Kutschfahrten oder einfach nur zum pflegen und hegen.
Kaltblutpferderassen
Bekannte Kaltblutpferderassen sind der Schwarzwälder Fuchs, das Percheron, Shire Horse, Noriker, Niederländisches Kaltblut, Rheinisch-Deutsches Kaltblut und Schleswiger Kaltblut. Früher waren auch der Freiberger und der Haflinger reine Arbeitstiere und gehörten dem Kaltblutpferdetyp an. Mit dem Wandel der Pferdenutzung hin zum Freizeitreiten gerieten Kaltblüter zunehmend außer Mode, sodass sich durch gezielte Zucht die Freiberger und auch die Haflinger vermehrt zum Warmbluttyp entwickelten.
Haltung und Pflege von Kaltblütern
Kaltblüter sind robust und bedürfen normalerweise keiner besonderen Pflege. Lediglich ihr üppiger Fesselbehang wird ihnen manchmal zum Verhängnis, wenn die Kaltblüter auf zu nassen und matschigen Ausläufen gehalten werden. Die meisten Kaltblüter sind leichtfuttrig, das bedeutet, dass bei normaler Bewegung kein Kraftfutter beigefüttert werden muss. Generell neigen Kaltblüter eher zum Übergewicht, sodass schnell die Gefahr der Verfettung besteht, wenn sie bei zu wenig Beanspruchung auf zu üppigen Weiden grasen. In dieser Hinsicht ist die Haltung von Kaltblütern in einer gemischten Gruppe zusammen mit Warmblütern anspruchsvoll, ansonsten sind sie sehr genügsame Pferde.
Einsatzmöglichkeiten für Kaltblüter
Der größte Teil der Kaltblüter wird für Kutschfahrten eingesetzt, ein kleinerer Teil wird zum Bäumerücken eingespannt um den Waldboden zu schonen und einige wenige werden als Freizeitpferde gehalten. In letzterem Bereich erkennen vor allem Reitanfänger immer mehr die Vorzüge dieser gemütlichen und zumeist fehlertoleranten Pferde. Kaltblüter können dressurmäßig ausgebildet werden und machen auch unter dem großen Westernsattel, der ihren Proportionen eher entspricht, eine gute Figur. Für den Springsport sind sie aufgrund ihres Körpergewichtes nicht geeignet. Zum Voltigieren ist der breite Rücken der Kaltblüter verlockend, jedoch fällt es diesen großen und schweren Tieren nicht leicht, mehrere Runden im ruhigen Galopp zu absolvieren. Im Bereich des Kindervoltigierens sind Kaltblüter eine gute Einstiegsmöglichkeit, aber für den leistungsorientierten Voltigiersport kommen nur Warmblüter in Frage.
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